Sehr geehrte Leserinnen und Leser!
War wir in diesen Tagen erleben, wird in die Geschichte eingehen. Niemals seit ich an der Börse aktiv bin (seit 27 Jahren) habe ich solche Bewegungen erlebt, die zudem Fehlpreisungen bei ETFs und Derivaten nach sich ziehen. Der DOW verlor gestern 2.999 Punkte oder über 12%, was der größte Punkteverlust der Geschichte und der größte prozentuale Verlust seit dem 1987er Crash war.
Dass sogar ETFs (wie der GDX oder GDXJ bei den Goldminen) fehlgepreist werden und nicht mehr den Wert der darin enthaltenen Aktien wiederspiegeln, ist darauf zurückzuführen, dass die Intensität und Geschwindigkeit des Crashs (größter prozentualer Verlust an den Aktienmärkten in 3-4 Wochen seit 1929) extrem viele Marktteilnehmer (insbesondere gehebelte!) auf dem falschen Fuß erwischte.
So musste ein Hedge Fonds liquidiert werden, der gehebelt in Standardwerten unterwegs war, gleichzeitig aber auch den Goldaktien ETF (GDX) besessen hatte. Als dieser seine gehebelten Standardaktien verkaufen musste (also den berüchtigten Margin Call bekam), musste er notgedrungen auch seinen GDX-Anteil verkaufen. Und so bedingt ein Absturz den anderen.
Der der Goldaktien-ETF GDX handelte am Freitag plötzlich 10% unter dem Wert der darin befindlichen Aktien. Ebenso unser GDXJ! Also etwas, was theoretisch gar nicht möglich sein sollte, aber nun praktisch eben so war. Goldaktien waren am Freitag bewertet, als ob Gold nicht bei 1.550 USD, sondern bei 1.100 USD handeln würde.
Doch gestern dann der Rebound aus dieser „Margin-Call-Sell-Off-Bewegung“ vom Freitag nach oben:
- HUI Gold Bugs INDEX +7,84%
- XAU Gold & Silver Index +7,0%
- GDXJ +20,34%! Der GDXJ (Junior Gold Miners ETF) eröffnete bei 19,80 USD und schloss bei 26,68 USD! Vom Tief ein Plus von sage und schreibe 34,74%!
- Franco-Nevada eröffnete bei 77,75 USD und schloss bei 97,15 USD mit +10,42% zum Freitag! Der Schlusskurs lag 25% über dem Eröffnungskurs!
- Wheaton Precious: Die Aktie eröffnete bei 18,66 USD im Tief und schloss bei 24,50 USD – dies sind +31,3% über dem Eröffnungskurs!
- Kirkland Lake: Eröffnung bei 18,84 USD, Schluss bei 26,17 USD! Unglaubliche 38,9% über dem Eröffnungskurs!
An diesen drei liquiden Blue Chips und am GDXJ konnte man perfekt erkennen, dass am Montag zur Eröffnung die letzten Panik- und Zwangsverkäufe bei Goldwerten ZU JEDEM PREIS vorgenommen werden mussten. Und wie schnell der Markt dann diese Ausnahmesituation erkannt und beendet hat. Ähnlich wird es auch am normalen Aktienmarkt ablaufen.
Liebe Leser, dies hat nichts mehr mit fundamentalen Bewertungen zu tun! Es macht keinen Sinn, sich jetzt zu fragen: Was ist denn mit Aktie X und Aktie Y los? Wenn irgendeine Aktie extrem fällt, dann ist diese sehr wahrscheinlich in den falschen (von Margin Calls) betroffenen Portfolios. Gerade die kleinere Goldwerte aus der dritten Reihe werden noch länger brauchen, um sich von diesem Schlag zu erholen. Bei den großen Werten dagegen sieht es aus, also es das bereits gewesen sein könnte.
Fazit Goldaktien: Die Bewegung von gestern in den großen, liquiden Goldwerten war sehr gut! Dies bedeutet noch nicht, dass bei den Goldaktien schon alles nach unten gelaufen ist, aber man sieht schön, wie dramatisch diese Aktien nach oben drehen werden, sobald sich der Rauch verzogen hat. Wir halten diese Phase jetzt durch, denn wir gehen davon aus, dass wir das gleiche Verlaufsmuster wie nach dem Lehman-Crash sehen werden, als die Goldwerte nach oben explodierten.
Hebelscheine
Solange die Gefahr von Margin Calls besteht, ist es gefährlich, mit Hebelscheinen zu operieren. Man kann, wie beim Gold, damit Bestände absichern. Aber eine Spekulation auf einzelne Aktien macht keinen Sinn. Vor allem nicht mit Knock-Out-Produkten. Sie sehen ja an den Beispielen oben, wie gewaltig die Bewegungen sind. Das wäre wie ins Casino zu gehen, um auf rot oder schwarz zu setzen.
Margin Call
Für alle unerfahrenen und neuen Leser, die noch keinen Crash mitgemacht haben. Hier ist von Top-Ökonom Martin Stelter im Juli 2018 gut erklärt, wie so ein Margin Call ausgelöst wird:
Warum die tiefsten Kurse am Höhepunkt der schlimmsten Nachrichtenlage schon hinter uns liegen werden!
Auch wenn viele Marktteilnehmer der Meinung sind, dass durch den weiter negativen Medien-Newsflow sich die Lage (insbesondere in den USA) nochmal verschlimmern wird, sehe ich langsam börsentechnisch erste Lichter am Ende des Tunnels. Der Markt ist zum Zerreißen überverkauft und jeder kleine Funken Hoffnung könnte eine gigantische Gegenreaktion nach oben auslösen. Sehr wahrscheinlich wird man dann nicht mehr in den Markt kommen.
Extrema wie jetzt in der Markttechnik, gab es bislang in keinem Crash! Machen Sie sich zudem frei von Medienberichten. In den Crashs 2000 bis 2002 und nach Lehman 2008 schien die Nachrichtenlage immer schlimmer zu werden. Man fängt irgendwann selbst an, nur noch das Schlimmste anzunehmen.
Genau in so einer Katastrophenstimmung drehen die Märkte urplötzlich nach oben, obwohl die Nachrichtenlage noch tagelang extrem negativ bleibt. Alle Anleger, die erst einsteigen, wenn die Lage in den Medien plötzlich nicht mehr dramatisch erscheint, werden die tiefsten Kursen nie mehr sehen. Sehr wahrscheinlich kommt dann sogar nochmal ein Rücksetzer, da diejenigen, die antizyklisch zu den Extrem-Negativ-Nachrichten kauften, dann schon wieder verkaufen!
Beste Grüße und viel Erfolg! Bleiben Sie gesund und aufmerksam!
Sascha Opel und das RSR-Team